Fahrzeugbau in Görlitz - Die Waggon- und Maschinenfabrik Görlitz - WUMAG
Der Begründer des Fahrzeugbaus in Görlitz ist Johann Christoph Lüders (1803-1872)
Er betreibt als erstes eine Sattler- und Tapeziererwerkstatt. 1841 zieht der Betrieb zum Rademarkt (Demianiplatz) und baut Kutschwagen.
Den ersten Auftrag für Eisenbahnwagen erhält er 1849 vom Magistrat zum Bau von zwei Wagen für die Holzabfuhr.
Mit Krediten kann Lüders ein Grundstück an der Brunnenstraße erwerben und Größere Werkstätten errichten.
1850 wird zum Gründungsjahr der Wagenbauanstalt. Die solide Ausführung unter Mitwirkung des Schlossermeisters Schmidt
spricht sich bald herum. Im September 1850 erhält er den ersten Großauftrag der Ostbahn für Bahnwagen. Das Unternehmen
wächst nun zusehends. 1862 beschäftigt er bereits 500 Arbeiter und baut 400 Wagen. 1869 verkauft Lüders die Fabrik
einesteils aus Altersgründen und auch des immer steigenden Umfangs wegen.
Es entsteht die Aktiengesellschaft. Das Werk vergrößert die Anlagen durch Zukauf weiterer Grundstücke. 1870
produzieren 825 Beschäftigte bereits 877 Wagen, 1872 sind es schon 1934 Fahrzeuge.
Alle müssen mit vierspännigen Transportwagen zum Bahnhof gebracht werden. Die Fabrik plant den Bau einer Pferdebahn um
Wege und Wagen zu schonen. Erste Vermessungen beginnen 1872. Mehrere Projekte werden verworfen oder nicht genemigt.
Im Januar 1881 einigt amn sich aber erst auf das auszuführende Projekt. 1828 können dann die Fahrzeuge auf Gleisen
überführt werden. 1890 entsteht das Werk II auf den Grundstücken Horschigscher Stadtgarten und Vorwerk Leontinenhof.
Das Werk wächst ständig weiter und erreicht 1914 einen Umsatzrekord bevor im Krieg die produktion zurück geht.
1919 ändert sich der Name in "Waggonfabrik Görlitz A.G.". Doch schon zwei Jahre später entsteht durch Fusion der
beiden größten Werke der Stadt die "Waggon-und Maschinenbau AG Görlitz (WUMAG).
Vorranig werden Güter- und Personenwagen in der Fabrik gefertigt.
1924 schreibt die Deutsche Reichsbahn Gesellschaft einen Wettbewerb für neue Drehgestelle aus. Nur die Görlitzer liefern
eine komplette Neuentwicklung. Es entsteht das Drehgestell Typ "Görlitz",dieses macht die Stadt international bekannt. Viele
europäische Waggonbaufirmen erwerben die Lizenz zum Bau, so das es bald unter jedem Schnellzugwagen läuft.
Bereits 1910 steigt das Werk in den Triebwagenbau ein.
Es werden Akkutriebwagen für die KPEV gefertigt. Ein Stück Heimatgeschichte sind die Wechselstromtriebwagen ET 89, im
Volksmund "Rübezahl" genannt, weil sie vorranig die Riesengebirgsstrecken bedienen. Ab 1926 fahren diese speziell auf der
Zackenbahn im Verband aus zwei Trieb- und bis zu acht Beiwagen bis Oberschreiberhau.
Der relativ schwache Verkehr auf Neben- und Privatbahnen führt zur Ablösung lokbespannter Züge und zur Entwicklung
von Leichttriebwagen, bei deren Entwicklung und Bau die WUMAG wiederum federführend war. Es entstehen eine Reihe von
Kleintriebwagen unterschiedlicher Größe und Motorleistung.
Als dessen krönender Höhepunkt der SVT 137, bekannt als "fliegender Hamburger" entsteht, mit dem am 15.05.1933 der
planmäßige Schnellverkehr zwischen Berlin und Hamburg aufgenommen wird. Dieser erreicht eine durchschnittliche Reisegeschwindigkeit
von 125,5 km/h. Die guten Ergebnisse veranlassen die DRG weitere 13 Einheiten in Auftrag zu geben und diese ab 1935 auf den Relationen
Berlin-Hamburg, Berlin-Köln, Berlin-Frankfurt, Berlin-Stuttgart und Köln-Hamburg einzusetzen.
Der "Fliegende Hamburger" ist Vorbild für spätere Schnelltriebwagen der Bauart "Leipzig", "Köln" und "Ruhr".
Neben der Triebwagenentwicklung gibt es in dieser Zeit Überlegungen, für lokbespannte Züge in Ballungszentren
das Platzangebot zu vergrößern. Die Görlitzer nehmen den Gedanken der zweigeschossigen Fahrzeuge wieder auf und
entwickeln den Doppelstockwagen. 1936 bestellt die Lübeck-Büchner Eisenbahn (LBE) vier Doppelstöckige Fahrzeugeinheiten.
Passend zur stromlinienverkleideten Lok sind auch die Wagen windschnittig und an Wagenende mit einem Steuerstand ausgestattet, da für
den Wendezugbetrieb vorgesehen.
Der zweite Weltkrieg unterbricht den Bau und Entwicklung hochwertiger Reisezug-, Speise- und Doppelzugwagen. Kiegswichtige Wagen
sind nun erforderlich. Ab 1944 werden besonders Behelfspersonenwagen auf alten Untergestellen zerstörter D-Zugwagen gefertigt.
Nach Kriegsende fällt das Werk auch unter die sowjetischen Reperationsleistungen. Besonders die hochwertigen Maschinen werden
demontiert und abtransportiert. Die WUMAG wird nach Volksentscheid 1946 enteignet. Am Anfang werden kriegsbeschädigte Wagen
repariert. Erst 1948 verlassen die ersten neugebauten Speisewagen für die sowjetische Staatsbahn (SZD) die Werkhallen der Görlitzer
Waggonbauer. Es folgen die ersten Weitstreckenwagen für die SZD. Erst ab 1950 fertigt der nun als VEB LOWA (Lokomotiv-und Waggonbau)
firmierende Betrieb wieder hochwertige D-Zug-, Schlaf- und Speisewagen die RIC-fähig sind, somit auch uneigeschränkt auf
westeuropäischen Strecken eingesetzt werden können.
Mit steigenden Berufsverkehr erinnert man sich auch wieder den Doppelstockwagen. 1952 rollen die ersten Einheiten aus dem Werk.
Doppelstockwagen aus Görlitz fahren in großer Stückzahl bei einer Reihe von osteuropäischen Bahngesellschaften.
Ab 1968 werden auch wieder Verbrennungstriebwagen in Görlitz gefertigt. Auch die Drehgestelle werden weiterentwickelt.
In den 90ziger Jahren des letzten Jahrhunderts und nach dem Zusammenschluss der DR und der DB zur DB AG modernisierte die
Waggonfabrik den Doppelstockwagenbestand der Deutschen Bahn für die Regionalbahnen.
Quelle: 1)Eisenbahnknoten Görlitz, Wilfried Rettig, erschienen im Bufe-Fachbuchverlag ISBN 3-922138-53-5
Für weitere ausführlichere Informationen zur Geschichte der Waggonfabrik, sei dem Interessierten das Buch "Eisenbahnknoten Görlitz" von Wilfried Rettig,
erschienen im Bufe-Fachbuchverlag ISBN 3-922138-53-5 empfohlen.
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Das Neisseviadukt
Stellen wir uns vor wir sitzen im Zug und verlassen Görlitz in Richtung Hirschberg oder Kohlfurt.
Bevor wir den nächsten Banhof Görlitz-Moys (Zgorzelec) erreichen überquert unser Zug das Viadukt über die Neisse.
Es wurde 1844 bis 1847 erbaut. Das Viadukt ist 475,48 m lang, 35,15 m hoch und 8, 47 m breit.
1000 Arbeiter und 80 Pferde warem beim Bau beschäftigt.
die Baukosten betrugen 640 686 Taler 26 Sgr und 3 Pfg.
Auf Grund seiner Größe ist es sehr bekannt und immer wieder als Vorlage für Postkarten abgelichtet wurden.Möchtet Ihr weitere Abildungen sehen, so klickt auf das nachfolgende Foto.
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